Wirtschaftspsychologie beschäftigt sich mit dem Handeln und Erleben im unternehmerischen Kontext. Viele Hochschulen werben mit den Vorteilen, warum man Wirtschaftspsychologie studieren sollte.
Wirtschaftspsychologie ist ein weitläufiges Feld. Mögliche Fragestellungen mit denen sich die Wirtschaftspsychologie beschäftigt, zeigt folgende kleine Auswahl:
- Wie finden Unternehmen passende Mitarbeitende?
- Wie funktionieren betriebliche Organisationen?
- Wie nehmen Menschen ein Unternehmen wahr?
- Wie reagieren Kunden auf bestimmte Produkte?
Ebenso breit gefächert sind die Schwerpunkte im Studium und die beruflichen Möglichkeiten für Absolventinnen & Absolventen der Wirtschaftspsychologie, je nachdem, welche Schwerpunkte im Studium gewählt wurden. Einige Beispiele:
- Human Resources: Personalentwicklung, Recruiting, Personalberatung
- Marketing & Werbung
- Markt- & Konsumforschung
- Change Management, Organisationsentwicklung
- Selbständige Tätigkeiten: Coaching, (Unternehmens-) Beratung, Training, Vorträge
Wieso habe ich mich ausgerechnet für Wirtschaftspsychologie entschieden?
Um die Frage zu beantworten, muss ich ein wenig ausholen. Mein erstes Studium hatte ich in 1995 abgebrochen. Keine gute Idee, wie mir aber erst viel später klar wurde. Damals war es vermutlich die richtige Entscheidung. Stattdessen absolvierte ich eine zweijährige Fachschule für Betriebswirtschaft. Was mir aufgrund meiner kaufmännischen Berufsausbildung zum Reiseverkehrskaufmann (heute: Tourismuskaufmann) möglich war. Dies ist aber eine andere Geschichte. Hier geht es nur darum, warum ich mir mit weit über 40 Jahren nochmals ein Studium »antun« wollte. Ja, ich wollte …
Seinerzeit war ich beruflich alles andere als zufrieden und ich brauchte eine Veränderung. Allerdings wusste ich damals gar nicht richtig, was es denn genau sein sollte. Hätte man mich gefragt, wäre meine Antwort gewesen: »irgendwas Richtung Personal«. Das war der Bereich innerhalb eines Unternehmens, der mich am meisten interessierte. In der Regel war dafür mindestens ein Bachelor-Abschluss Voraussetzung. Zumindest sagten mir viele Unternehmen dies.
So googelte ich einfach mal den Begriff »Fernstudium« und bekam direkt als ersten Treffer angezeigt: »Wirtschaftspsychologie studieren«. Davon hatte ich bis dahin noch nie gehört, aber es war wie ein Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Nach alternativen Studiengängen habe ich gar nicht erst gesucht. Noch am selben Abend war ich mir sicher, dass ich mich auf das Abenteuer »Wirtschaftspsychologie studieren« einlasse, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht so richtig wusste, was mich erwarten würde und auch wie ich das überhaupt finanzieren sollte.
»WiPsy« war übrigens im Studium meine Abkürzung für den langen Begriff Wirtschaftspsychologie. Zwischenzeitlich stellte ich fest, dass es Hochschulen gibt, die das ebenso verwenden.
Schon bald darauf legte ich los: Wirtschaftspsychologie mit dem Schwerpunkt Personal- und Organisationspsychologie. Seinerzeit war das noch längst nicht so populär wie heute, das Fach war erst im Kommen. Nur ganz wenige staatliche Hochschulen hatten es im Angebot. Meist waren es private Hochschulen. Mittlerweile dürfte dieser Studiengang zu den gefragtesten in Deutschland zählen. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird dieser Studiengang eines Tages eine ähnliche Entwicklung machen, wie zwei andere bekannte hybride Studiengänge: Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik. Absolventen der Wirtschaftspsychologie werden in Zukunft sehr gefragt sein.
Wirtschaft + Psychologie = Wirtschaftspsychologie
Früher ging man in der Betriebswirtschaft vom »Homo Oeconomicus« aus, einer Modellfigur, die sich stets gleich verhält, die immer alle notwendigen Informationen hat, die stets rational, sachlich und objektiv beurteilen und entscheiden kann, usw. In der Wirtschaftspsychologie werden nun endlich auch die psychologischen Vorgänge, die damit einhergehen, berücksichtigt. Damit erhalten psychologische Vorgänge die ihnen angemessene Bedeutung in betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Fragen.
Wirtschaft und Psychologie sollten Standardfächer in allen Schularten sein. Mit Fragen zu beiden wird man im Leben täglich konfrontiert, beide sind für Beruf und Privatleben essenziell. Weder psychologischen noch wirtschaftlichen Fragestellungen kann man sich auf Dauer entziehen. Dazu würde ich gerne unsere Lehrplan-»gestalter« etwas provokant fragen: Was genau fängt man mit dem Wissen über den schiefen Wurf abwärts an? Mein Lieblingsbeispiel für groteske und unsinnige Lehrpläne, die den meisten Schülern nichts fürs Leben bringen.
Die Wirtschaftspsychologie ist ein weites Feld. An meiner Hochschule konnte man seinerzeit zwischen drei Schwerpunkten wählen:
- Markt- und Werbepsychologie
- Personal- und Organisationspsychologie
- Arbeits- und Gesundheitspsychologie
Ich hatte mich für Personal- und Organisationspsychologie entschieden, aber auch Arbeits- und Gesundheitspsychologie fand ich sehr interessant. Sie erinnern sich noch an meine Motivation? Ich wollte ja »irgendwas Richtung Personal« machen. Also lag diese Entscheidung auf der Hand.
Sehr spannend kann es sein, wenn sich die Interessen während des Studiums ändern. Bei mir war dies der Fall. Zu Beginn stand für mich fest, dass ich meine Abschlussarbeit in Bereichen wie Coaching oder Eignungsdiagnostik schreiben wollte. Also in Personalpsychologie. Schließlich wollte ich im Personalbereich arbeiten. Zudem brachte ich durch meine Tätigkeit als Coach bereits einiges an praktischer Erfahrung mit.
Während des Studiums interessierten mich aber Themen der Organisationspsychologie weitaus mehr. Themen wie Unternehmenskultur oder Organisationsklima, über das ich ich dann die Abschlussarbeit geschrieben habe. Meine Entscheidung habe ich nie bereut. Im Gegenteil: Es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Wirtschaftspsychologie studieren – in jedem Alter
Ich möchte an dieser Stelle nicht nur Interesse für das Fach Wirtschaftspsychologie wecken, sondern auch Menschen über 40 oder 50 dazu ermutigen, sich auf ein Studium einzulassen. Sie werden sehen: Das Studium bringt Ihnen nicht nur einen akademischen Abschluss, sondern Sie werden für sich persönlich viel mitnehmen. Gleichzeitig wird sich Ihre Eigenwahrnehmung ändern und Sie werden Respekt und Zuspruch aus Ihre beruflichen und privaten Umfeld erfahren.
Dass ich mich persönlich letztlich gegen eine Anstellung im Personalbereich und stattdessen für die Selbständigkeit entschieden habe, ist eine andere Geschichte. Sie ändert nichts an meiner Empfehlung für Wirtschaftspsychologie als Studienfach.
Wie in anderen Fachbereichen auch, sind die Angebote in Wirtschaftspsychologie vielfältig und zum Teil unterschiedlich. Es lohnt sich daher, die Studieninhalte der Hochschulen zu vergleichen. Eine konkrete Beratung erhält man direkt bei den Hochschulen. Allgemeine Beratung, um auszuloten, welche Studienrichtung zu einem passt, gibt es auch bei unabhängigen Beratungsstellen wie dem Landesnetzwerk Weiterbildungsberatung Baden-Württemberg.
Fazit: Wer sich für Psychologie und Wirtschaft interessiert und die vielseitigen Zusammenhänge der beiden Disziplinen ergründen möchten, für den ist es eine gute Idee, Wirtschaftspsychologie zu studieren. Egal in welchem Alter.
Noch unsicher? Selbstverständlich können Sie auch einen Termin bei mir buchen. Gerne telefonisch oder auch per E-Mail. Ich freue mich auf Sie!